Final Fantasy XVI – Das Ende – (m)ein Deutungsversuch

Ich schätze, niemanden, der Final Fantasy XVI durchgespielt hat, konnte dieses Ende kalt lassen, oder? Ich jedenfalls hab geheult wie ein Baby. Es war zu schön!
Schön, fragt Ihr? – Ja, ich fand das Ende von Final Fantasy XVI perfekt. Aber zuerst:

Achtung:
Dieser Beitrag enthält Spoiler, Gedanken und Theorien zu Final Fantasy XVI.
Wenn Du das Spiel noch nicht beendet hast und ein ungetrübtes Erlebnis damit haben möchtest, ist es JETZT an der Zeit, das Lesen einzustellen.

Zugegeben – ich steh total auf Drama und Melancholie und bittersüße Enden. Ich liebe es, wenn unsere Helden Opfer bringen; in jedweder Form.
Wie die in Final Fantasy XVI aussehen, ist auf den ersten (und vielleicht auch zweiten) Blick gar nicht soo eindeutig. Das Ende wirkt erstmal relativ offen und lässt an mehr als einer Stelle Raum für Interpretationen. Eigentlich. Denn wenn man den Charakteren zugehört und sich ein bisschen mit den Nebenquests beschäftigt hat (und davon ausgeht, dass die Erzähler der Geschichte ihren Motiven folgen, statt sie über den Haufen zu werfen), dann kann man imho nur zu einem Schluss kommen. Daher war ich zugegeben ziemlich überrascht, als ich an vielen Stellen las, Clive sei gestorben. Ich persönlich halte es für ziemlich eindeutig, dass er lebt. Warum? Das dröseln wir jetzt gemeinsam auf:


Final Fantasy XVI - Auf Bahamuts Schwingen

Was ist passiert?

Fassen wir das Finale einmal kurz zusammen:
Final Fantasy XVI - Heilung durch den PhönixClive und Joshua fliegen auf Bahamut (Dion) dem schwebenden Kristall, dem Ursprung, entgegen. Bahamut reißt ein Loch in den Kristall, durch das sie ins Innere gelangen. Dort stellen sie sich gemeinsam Ultima entgegen. Clive wird verwundet, Joshua eilt ihm zur Hilfe, Dion wirft sich schützend zwischen Ultima und die Brüder. Ihn trifft Ultimas Angriff ungebremst, er stürzt ab. Bahamut verschwindet, Dion fällt in die Tiefe und ward nicht wieder gesehen.

Final Fantasy XVI -  Ultima wird einsJoshua heilt Clive, was ihn sehr schwächt. Ultima erklärt den beiden sein kollektives Wesen, das Ultima-Bruchstück in Joshua gesellt sich zu den anderen und reißt dabei ein Loch in Joshuas Körper.
Joshua überlässt Clive den Phönix und stirbt in den Armen seines Bruders. Ultima wähnt seinen „Leib“ nun vollständig und will Mythos in seinen Besitz bringen. Doch Clive kämpft, besiegt Ultima und nimmt dessen Kräfte in sich auf.
Final Fantasy XVI - Neuer PhönixDann sehen wir Clive, wie er die Phönixkräfte an Joshua anwendet. Und einen Entschluss fasst: Er nutzt die Kraft von Ifrit und Phönix, – die Flammen der Zerstörung und die Flammen der Heilung – um den Äther aus der Welt zu tilgen. Er setzt der Magie ein Ende, ohne zu wissen, was daraus folgt und welchen Preis er dafür zu zahlen hat.

Final Fantasy XVI - TränenSpäter finden wir ihn an einer Küste gestrandet wieder. Er schaut auf zu Mond und Metia, denkt an Jill. Hebt die Hand, versucht, Magie zu wirken. Ein einzelner Funke steigt auf, der sogleich erlischt: Die Magie ist fort. Wir sehen, wie Clives Hand dem Fluch anheimfällt und versteinert. Sie fällt zu Boden, Clive schließt die Augen.

Im Versteck wird Eddas Kind geboren. Gav ist vollkommen aus dem Häuschen. Jill wird abgelenkt, schaut auf zum Mond. Metia flackert einmal hell auf, verblasst dann. Jill bricht in Tränen aus und rennt aus dem Zimmer. Gav zieht seine Schlüsse und beginnt ebenfalls zu weinen. Jill steht an der Reling und weint, Torgal gesellt sich zu ihr. Er heult, die Sonne geht auf. Jills Tränen versiegen und sie lächelt voller Hoffnung dem neuen Morgen entgegen.
Die Kamera blendet aus.
Und wir hören Clives Stimme sagen „… und so endete unsere Reise“.

Final Fantasy XVI - Ultima versus Ifrit

In der After-Credits-Szene sehen wir zwei Jungen der Mutter helfen. Der größere (Clive nicht unähnlich) wünscht sich die Kräfte einer Esper, um das Feuer zu entzünden, was die Mutter mit der Frage kommentiert, ob er wieder „das alberne Buch gelesen habe“. Magie gebe es schließlich nur in Geschichten. Final Fantasy XVI - Generationen später Sie schickt ihren Sohn nach draußen, um mit dem Bruder zu spielen. Dort verteilen die Jungen die Rollen des Sir Crandall & Madu, des Schauspiels, das Clive als Kind mit seinem Onkel Byron gespielt hat. Sie können sich nicht einigen, wer wer ist, daher spielen sie lieber Esper – ihr Hund heißt Bahamut.

Die Kamera schwenkt von den Jungen zurück ins Haus … und wir sehen auf dem Tisch ein Buch mit dem Titel „Final Fantasy“ liegen.
Der Autor ist „Joshua Rosfield“.

Final Fantasy XVI - Das Buch


Was bedeutet das?

*seufz* Ist es nicht ein phantastisches Ende? Ich liebe es wirklich! Aber – was bedeutet es?
Nun, am einfachsten wäre es anzunehmen, dass wir einfach nur „irgendein Buch“ gespielt haben. Wir haben den Inhalt des Buches „Final Fantasy“ gespielt, dessen Autor, Joshua Rosfield, sich selbst in die Geschichte implementiert hat. Es ist reine Fiktion, ein Fantasyroman, ohne Netz und doppelten Boden.

Ich mag es allerdings mehr, die Geschichte des Spiels als „wahr“ anzusehen. Und dann möchte ich natürlich auch wissen, was da passiert ist. Kann wirklich Joshua der Autor des Buches sein?

Theoretisch – ja. Clive könnte es irgendwie gelungen sein, Joshua wiederzubeleben, der es dann – auch irgendwie – heil vom Ursprung zurück auf die Erde geschafft hat. Clive selbst stirbt am Strand (erliegt dem Fluch?), das spürt Jill, die daraufhin in Tränen ausbricht. Und Joshua schreibt nach seiner Rückkehr den Roman, den man Generationen später noch liest.

Allerdings … enthält dieser Weg ziemlich viel Theorie und lässt einige Dinge außer acht. Immerhin geht es hier um Final Fantasy, eine Reihe, die schon immer viel mit Symbolik gespielt hat. Und es gibt einiges, was dagegen spricht. Wie zum Beispiel sollte der ohnmächtige Joshua unbeschadet Clives vernichtenden Flammen entkommen sein? Und selbst, wenn es ihm gelungen wäre, wie hat er dann – ohne Magie – den Sturz aus dem Ursprung hinunter auf die Welt überlebt? Wieso ist es Clive, der die Erzählung beginnt – und seine Stimme, die sie beendet?
Nein, ich glaube, das Ende ist nicht nur für die Welt, sondern auch für Clive sehr viel positiver, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag.
Aber der Reihe nach:


Dion

Final Fantasy XVI - LebwohlIch glaube, über Dion müssen wir uns nicht streiten, oder? Er hat sich geopfert, sich zwischen Ultima und die Brüder gestellt. Ultimas Angriff hat ihn getroffen, Bahamut ist erloschen, Dion aus dem Himmel gestürzt. Ich sehe keine Chance, wie er das überlebt haben sollte. Auch wenn es traurig ist, da er mir einer der liebsten Charaktere war (er ist Lex, dem Hauptcharakter meines aktuellen Romanprojekts in weiten Teilen sehr ähnlich ♥, außerdem ist er ein Dragoon! ^_^), ich denke, er wusste genau, was er tut. Ich bin nicht sicher, ob er je in der Lage gewesen wäre, sich selbst zu verzeihen, was er, fehlgeleitet durch Ultima, getan hat. Er hätte ein Leben in ewiger Schuld gelebt. Durch sein Opfer jedoch konnten Joshua und Clive den Kampf gegen Ultima fortführen. Dion hat sich seinen eigenen Wunsch erfüllt: Final Fantasy XVI - Dions SturzEr hat seine Schuld beglichen, sich geopfert, um allen noch lebenden Menschen die Chance zu geben, gerettet zu werden. Er hat sich die Vergebung – nicht nur seines Volkes – verdient. Ich glaube, schon als er Térence fortgeschickt hat, wusste er, dass er nicht zurückkehren wird.


Joshua

Bei Joshua wird es wohl ein bisschen komplizierter, aber – wenn wir ehrlich sind – im Grunde nur, weil sein Name am Ende auf dem Buchdeckel steht, oder? Stünde er nicht darauf, würde wohl niemand davon ausgehen, er wäre lebendig. Oder doch? Aber darauf kommen wir unter „Das Buch und sein Autor“ zurück. Hier soll es rein um die Frage gehen: Kann Joshua überlebt haben?
Ich denke es nicht.
Joshuas Konstitution war seit seiner Kindheit schwächlich. Er war das gesamte Spiel über körperlich angeschlagen. Schon als er Ultima in sich einschloss, hatte er sein Schicksal im Prinzip besiegelt. Und obwohl er zu der Zeit Ultimas wahres Wesen noch nicht begriffen hatte, war er sich dessen bewusst.

Final Fantasy XVI - Zu spät

Aber Clive hat ihn doch geheilt!

Nun, die Kräfte des Phönix wurden in Final Fantasy XVI mehr als einmal erklärt. Der Phönix kann nur den Körper heilen – keine Toten erwecken.
Also tut Clive das, was er noch für Joshua tun kann – er schließt seine Wunden, setzt den zerfetzten Körper instand, um Joshua ein würdiges Ende zu bereiten. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass er ihn ins Leben zurückholen konnte. Hätte Joshua sonst nicht gleich die Augen aufgeschlagen, wie es im Spiel regelmäßig nach einer Heilung durch den Phönix geschah? Seine Lider flackern nicht einmal. Und hätte Clive seinen Bruder, wenn er am Leben gewesen wäre, einfach an Ort und Stelle liegengelassen, um direkt daneben die Flammen der Vernichtung einzusetzen? Ein Schritt, dessen Ausgang vollkommen ungewiss war? Ich kann es mir nicht vorstellen.

Final Fantasy XVI - Joshuas WunschJoshua wusste indes die ganze Zeit über, was er tat, ist in vielerlei Hinsicht reifer als Clive. Er hat ihm den Phönix übergeben. Er hat Clive mehrfach darum geben, nun sein Schild sein zu dürfen. – Was er meiner Meinung nach sowieso die ganze Zeit über war. Während des gesamten Spiels war es immer Joshua, der Clive geschützt hat. Vielleicht nicht durch Kampfkraft und körperliche Stärke. Aber durch Mut und Integrität. Schon als Kind hat er Clive vor dem Hass der Mutter in Schutz genommen. Er hat ihn vor der Verfolgung durch die Ewigen bewahrt, sich zwischen ihn und Ultima gestellt, sich selbst sogar als Gefängnis für die Bedrohung seines Bruders geopfert.
Joshua wusste, dass sein Körper am Ende war, nachdem Ultima aus ihm herausbrach. Wusste es, seit er ihn dort einsperrte. Sein letzter Wunsch war es, dass Clive seinen und Cids Traum einer besseren Welt erfüllen möge. Und: dass Clive auch Jills Wunsch erhören, und sich selbst retten wird.

Final Fantasy XVI - Joshua


Clive

Ich glaube, der Hauptgrund, dass einige interpretieren, Clive sei gestorben, liegt daran, dass Jill so bitterlich zu weinen beginnt und Metia verblasst. Darauf fokussieren wir uns gleich unter „Jill & Metia“ – hier soll es allein um Clive gehen. Sehen wir klar, dass er stirbt? Nein. Die Hauptgründe, derentwegen ich mir sicher bin, dass Clive lebt, sind

    a) das Buch,
    b) die von ihm gesprochenen Worte, als Jill wieder lächelt,
    c) die Motive des Spiels.

Aber fangen wir mit dem körperlichen Aspekt an:

Final Fantasy XVI - Hand aus Stein

Der Fluch

Clives linke Hand versteinert, er ist geschwächt, schließt die Augen. Nichts davon bedeutet unweigerlich seinen Tod. Es ließe sich als Beginn einer totalen Versteinerung interpretieren, ja. Klar ist es allerdings nicht. Und es gibt keinen Grund, es als sicher anzunehmen, denn:
Schon Cid hat lange mit einer vom Fluch befallenen Hand gelebt. Später war es sein ganzer Arm und er war dennoch quicklebendig. Auch Jill hat immer wieder Schwierigkeiten mit der Hand, die sie unter ihrem Handschuh verborgen hält. Wir haben im Laufe der Geschichte viele Träger gesehen, die gelebt haben, obwohl ihre Gliedmaßen vom Fluch befallen waren. Nur blieb Clive eben bisher vollkommen verschont.
Aber ohne die Magie und den Äther, ohne die Kraft der Esper, ist auch Clive nur noch ein normaler Mensch. Das zeigt uns seine beginnende Versteinerung. Trotzdem wird niemand automatisch komplett zu Stein, nur weil der Fluch sich bei ihm zeigt. Seine Versteinerung würde voranschreiten, wenn er weiter Magie anwendet. Und Clive zeigt uns – dies wäre gar nicht mehr möglich. Es ist kein Äther mehr da. Final Fantasy XVI - GestrandetDer letzte Funke, den er hervorruft, lässt die Versteinerung ein Stück wachsen – aber es gibt keinerlei Hinweise, dass er daran sterben könnte oder gar komplett zu Stein wird, um wie Hugo zu Staub zu zerfallen. Nach dem Funken – ist keine Magie mehr da. Also kann auch der Fluch nicht weiter voranschreiten.
Das Schließen seiner Augen interpretiere ich rein als ohnmächtige Erschöpfung.


Das Ende der Reise

Was es mit dem Buch auf sich hat, klären wir ausführlich unter „Das Buch und sein Autor„, die Worte – auch wenn sie damit zusammenhängen … erklären sich glaube ich von selbst.
Es ist Clives Stimme, die nach seinem vermeintlichen Tod sagt: „Und so endete unsere Reise.“ Wäre er gestorben, hätten wir die Worte gehört, bevor er die Augen geschlossen hat. Nicht danach. Der Satz zeigt klar: Clive ist der Erzähler dieser Geschichte. Er beginnt sie am Anfang des Spiels mit seinen einleitenden Worten über Moss, das Licht der Mutterkristalle, das Verlagen und Verderben. Und schließt sie mit Jills Blick in den neuen Morgen.
Das Spiel ist Clives erzählte Geschichte. Das Spiel ist der Inhalt des Buches. Auch auch wenn „die Reise“, die Geschichte über die Esper und das Ende der Magie an diesem Punkt endete – seine Geschichte tat es nicht. Denn sonst hätte er sie nicht erzählen können.
„Doch wo eine Reise endet …“ … beginnt eine neue.

Final Fantasy XVI - Der Anfang 2
Final Fantasy XVI - Das Ende


Die Motive hingegen sind vielfältig, am wichtigsten ist wohl Clives

Charakterentwicklung.

Zu Beginn des Spiels wünscht er sich – abgesehen von Rache – nur einen selbstbestimmten Tod. Er will den Tod seines Bruders, sein eigenes Versagen, rächen. Danach ist es ihm egal, was mit ihm geschieht. Doch Clive wandelt sich während seiner Reise. Er lernt Cid kennen, Joshua und Jill kehren zurück in sein Leben. Er lernt so vieles über die Menschen Valistheas, erkennt, wie sie unter dem Joch der Kristalle leben, teils ohne es zu merken. Sein Wunsch nach Rache verwandelt sich in den Wunsch nach einer besseren Welt, einer Welt, in der die Menschen frei leben können.
Cid ist es, der ihn an diesen Punkt bringt. Als Cid stirbt, sagt er deutlich: „Du hast mich gelehrt, nicht für den Tod, sondern für ein würdiges Leben zu kämpfen.“

Final Fantasy XVI - Ein Kampf für das Leben

Anfangs übernimmt Clive lediglich Cids Traum. Er will eine bessere Welt – für andere. Immer wieder mahnen die Menschen um ihn herum, dass er auch auf sich selbst achtgeben muss.
Doch erst muss er sich selbst verzeihen, seine Vergangenheit aufarbeiten und akzeptieren. Erst danach kann er sich der Zukunft widmen. Final Fantasy XVI - Murdochs TodDas wird besonders deutlich in der Nacht in Eastpool, als Jill sich vorbeugt, um Clive zu küssen, er es jedoch nicht zulässt. Er ist noch nicht bereit, auf etwas einzugehen, was eine Zukunft erfordert. Er hat gerade erst verstanden, dass er, dass Ifrit, auch am Tod von Murdoch, seinem Lehrmeister, Schuld trägt. In seiner Gedankenwelt hat er Jill nicht verdient, es nicht verdient, glücklich zu sein, ja, vielleicht nicht einmal zu leben. Seine Schuld ist gerade erst weiter angewachsen.
Es steht außer Frage, dass er Jill auch zu diesem Zeitpunkt bereits liebt – es wird mehrfach angedeutet, dass er sie schon geliebt hat, als sie noch jung waren. Aber in diesem Moment in der Scheune hat er einfach nichts, was er ihr geben könnte. Erst muss er sich seiner Vergangenheit stellen, ehe er nach vorne blicken kann.
Final Fantasy XVI - Ein langer WegEtwas später kommt Jill an den gleichen Punkt. Am Hafen von Rosalia, bevor sie zum Kristall der Eisernen aufbrechen, erkennt auch sie, dass sie noch etwas zu tun hat. Sie beschließen, ihren Weg gemeinsam zu gehen, und versprechen einander, „sich gegenseitig zu retten“. Erst danach, später, als beide bereit sind, nach vorn zu schauen, lassen sie sich auf die Beziehung ein.

Jill ist es auch, die Clive vor der finalen Schlacht deutlich sagt, dass er selbst es ist, der am dringendsten gerettet werden müsse. Dass er schon als Kind der war, der am meisten Hilfe gebraucht hätte. Er verspricht ihr, immer wieder zu ihr zurückzukehren.
Bedeutete das Spielende nun, dass er sich nicht selbst rettet – hätte man sich seine gesamte Charakterentwicklung sparen können. Ein Held, der ohne Rücksicht auf sich selbst für andere kämpft? – Das war Clive von Anfang an. Dieser Schritt, dieses Ende, würde ihm seine gesamte Entwicklung rauben.


Versprechen, Versprechen, Versprechen

Final Fantasy XVI - Nicht in ValistheaHabt Ihr mitgezählt? Clive gibt im Laufe des Spiels so viele, viele Versprechen. Und das Wunderbare: Ab dem Moment, in dem er sich dafür entscheidet, sie zu geben, hält er sie alle. Schon am See in Nordstedt (sofern ihr sie und nicht Tarja mitgenommen habt) hat Clive Jill versprochen, dass sie richtig leben werden, wenn alles vorbei ist. Dass Jill dann keinen Grund mehr haben wird, sich schlecht zu fühlen, wenn sie einen ruhigen Moment genießt. Später, im Blumenfeld planen beide ihre Zukunft in klaren Worten.
Wieso sollte er ausgerechnet am Ende aller Dinge damit beginnen, Dinge zu versprechen, die er nicht halten kann? Er verspricht, dass er zurückkehrt, verspricht es Jill, Gav, Joshua, Mid, Vivian.

Final Fantasy XVI -  Clive zu JoteSpannend: Er verspricht Jote nicht, dass er Joshua zurückbringen wird. Nur, dass er auf ihn achtgeben wird. Und, dass es das letzte Mal sein wird, dass er ihn in Gefahr bringt.
Beides hat er gehalten. Er hat alles für Joshua getan, was er konnte. Und er kann ihn kein weiteres Mal in Gefahr bringen …


Glaube

Das Motiv „Glaube“ wird gegen Spielende stärker. Es geht um den Glauben der Menschen. In die Kristalle, die Religion, die Götter … und in Clive. Joshua sagt es deutlich: Ultima hätte alles haben können, was er wollte, hätte er die Macht des Glaubens der Menschen in ihn erkannt. Stattdessen hat er sie ignoriert.
Clive hingegen trägt den Glauben seiner Freunde und Verbündeten mit sich. Er zieht Kraft daraus. Deutlich erkennbar, als er die einzelnen Esper (Advent Children-like) gegen Ultima einsetzt und sie von den Stimmen seiner Nächsten begleitet werden.
Das Spiel baut darauf auf, dass der Glaube und die Verbindungen der Menschen zu ihren Liebsten den freien Willen stärken. Den Willen, der es möglich macht, sich einem Gott zu widersetzen. Dies nach dem Sieg gegen Ultima als „unberechtigtes Vertrauen“ darzustellen und Clive sterben zu lassen … würde das Motiv rückblickend zunichtemachen.

Final Fantasy XVI - TaschentuchÜbrigens: Je nachdem welchen Stoff Ihr während Hortenses Quest „Kleider machen Leute“ ausgewählt habt, erhaltet Ihr kurz vor dem Finale einen Gegenstand von Jill. Ich habe ein weißes Seidentaschentuch erhalten. Auch dies ist ein Symbol für ihren den makellosen und ungetrübten Glauben an Clive. Jill glaubt an Clive. Daran, dass er seine Bestimmung erfüllen wird. Und an seine Rückkehr.
Aber auch, wenn Ihr nicht die weiße Seide gewählt habt: Jeder Dialog, der durch die drei Taschentücher freigeschaltet wird, spricht klar von Clives Rückkehr und Jills und Clives ewig haltenden Banden.


Erinnerungen

An seiner Wand der Erinnerungen sammelt Clive Schätze derjenigen, die ihn auf seinem Weg begleitet haben, die ihn geformt haben, zu dem gemacht haben, der er ist. Das sagt er genau so in der Nebenquest „Der treueste Freund“ zu Torgal. In Jills Quest „Blumen für ein Lächeln“ versprechen er und Jill einander eine Zukunft. Eine Zukunft außerhalb Valistheas. Wenn Ihr Jill nach dem Quest auf dem Balkon von Clives Zimmer ansprecht, sagt sie, ihre liebsten Erinnerungen seien die, die sie mit Clive teilt. Und wären sie das Einzige, an dem sie festhalten könne, dann wolle sie, wenn alles vorbei ist, mit ihm durch die Welt reisen und mehr gemeinsame Erinnerungen sammeln, die sie dann hüten könne, wie ein Drache seinen Goldschatz.
Es ist nicht die Rede davon, die Erinnerungen, die sie beide haben, für immer in Ehren zu halten. Es ist – im Gegenteil! – die Rede davon, neue Erinnerungen zu schaffen. Erinnerungen sind in Final Fantasy XVI kein schwermütiger Blick zurück, sondern ein hoffnungsvoller Blick nach vorn. Das Fundament, auf dem die Zukunft baut.

Final Fantasy XVI - Jill über Erinnerungen


Ouroboros

Im Zuge der Schmiedequestreihe für die Ultimative Waffe „Götterdämmerung“, erhaltet Ihr auch Baupläne für die „Ultimativen“ Rüstungen, Hüft- und Armschutz. Der Hüftschutz heißt „Ouroboros“, der Armschutz „Die Söhne des Ouroboros“.
Ouroboros ist der „Selbstverzehrer“. Es ist die Schlange der Ewigkeit, die sich selbst in den Schwanz beißt. Sie ist bereits seit der ägyptischen Mythologie bekannt, findet auch in den nordischen Göttererzählungen immer wieder ihren Platz. In der Edda (so heißt die Sammlung der nordischen Helden- und Götterlieder bzw. Mythologie) beißt auch die Midgardschlange sich selbst in den Schwanz und formt so den Weltenkreis.

Final Fantasy XVI - Ouroboros

Die Edda taucht in unzähligen Namen und Andeutungen in Final Fantasy XVI auf. In der Edda sind Ragnarök und die Götterdämmerung nicht (nur) das Ende – sie sind gleichzeitig ein neuer Anfang. Ein Kreislauf der Ewigkeit. Am Ende der Götter (Ultima) steht der Anfang einer neuen Welt der Menschen. Etwas endet, etwas beginnt. Natürlich steht auch Eddas Kind in FF16 für einen Neuanfang. Aber wenn Clive gestorben wäre, wäre einfach kein Teil des Endes für den Neuanfang mehr da. Das Ende verschlingt den Anfang. Der Anfang verschlingt das Ende.
Vielleicht ist es weithergeholt – aber in dem Zusammenhang muss ich immer daran denken, dass „live“ in Clives Namen steckt. Lif und Lifthrasir, Lif und Leif, sind in der Edda das Menschenpaar, aus dem nach Ragnarök das neue Menschengeschlecht entspringt …


Jill & Metia


Ich vermute, dass Jill am Ende des Spiels beim Anblick des verblassenden Sterns Metia in Tränen ausbricht, ist der Hauptgrund, weshalb viele annehmen, dass Clive stirbt.
Jill und Metia sind seit Beginn des Spiels eng miteinander verknüpft.
Final Fantasy XVI - Ruhe vor dem Sturm
In der ersten zweisamen Szene von Clive und Jill als Teenager, fragt sie ihn, ob er seinen Wunsch an die Sterne schickt, und er antwortet, er sei wohl etwas zu alt dafür. Also beschließt sie, an seiner statt für seine sichere Rückkehr zu beten. Sie betet und erklärt Clive in Eastpool, Metia habe sie erhört. – Aber ist das wirklich so? Denn vermutlich hatte Jill damals eher Clives unversehrte Rückkehr nach ein paar Tagen im Sinn, nicht seine Rückkehr als gezeichneter Träger nach 13 Jahren, die auch sie selbst in Gefangenschaft und Sklaverei verbrachte.
Aber gerade nach so einer langen und schweren Zeit in Trennung, wirkt ein Wiedersehen natürlich umso schicksalhafter.

Final Fantasy XVI -  Jills größtes GeschenkVon daher … ich verstehe, dass man Jills Tränen und das „Erlöschen“ Metias als Beweis für Clives Tod interpretieren kann. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass es so ist.
Für mich ist der Stern viel mehr ein Symbol für Jills Hoffnung.
Solange sie Metia am Himmel sehen konnte, hatte sie stets die Hoffnung, das Clive zu ihr zurückkehren würde. Der Glaube an Metia hat Jill durch 13 schwere Jahre getragen. Allerdings haben wir in Jills Sidequests gelernt – sie braucht Metia am Ende gar nicht mehr. Denn ihr wahrer Stern ist Clive selbst (das schreibt sie ihm auch in einem Brief). Der Stern, der mit jedem neuen Tagesanbruch zu ihr zurückkehrt.

Außerdem: Metia erlischt nicht. Der Stern verblasst, aber er ist noch immer da. Es gibt nicht einen Bildframe, in dem Metia komplett verschwunden ist. Vorher jedoch leuchtet er einmal hell auf. Schaut man sich die Beschreibung des Hüftschutzes „Metias Kreuz“ an, steht dort: „Final Fantasy XVI - Clive ist der MorgenDer Legende nach dient der rote Stern Metia dem Mond als Knappen, der seine Waffen trägt und ihm vor dem Kampf in die Rüstung hilft.“ – Das Verblassen Metias könnte also z.B. auch einfach für das Ende des Krieges stehen.

Viel wichtiger als das Verblassen des Sterns finde ich jedoch, dass Jill ihn überhaupt sehen kann. Denn das bedeutet: Der Himmel ist wieder klar!


Jills Tränen

Ich weiß nicht, inwieweit Jill die anderen Esper überhaupt noch spüren kann, seit sie Shiva aufgegeben hat. Aber meine Interpretation dieser Szene war, dass sie zum Fenster gesehen hat, weil sie spürte, dass sich etwas verändert hat. Vielleicht hat sie gespürt, wie der Phönix erlischt? Doch spätestens mit dem Ende der Magie wird sie ihren Sinn für Ifrit bzw. Clive verloren haben. Sie konnte sie nicht mehr spüren, nicht Clive, niemandem. Daher sah sie sorgenvoll aus dem Fenster – und blickt in den wieder klaren Himmel. Und auf Metia.

Wenn man den Dialogen zugehört hat, weiß man – Jill hat sich ab einem Punkt geschworen, vor niemandem als den Sternen mehr zu weinen. Erst dann also, wenn sie den Himmel wieder sehen kann. Und dieser Moment ist JETZT. Sie sieht den Mond, und Metia scheint für sie. Der Himmel ist klar, also haben Clive, Joshua und Dion die „Arkhe“ aufgelöst, die Ultima mit der Primogenesis heraufbeschworen hat. Jetzt endlich kann Jill der angestauten Anspannung freien Lauf lassen. – Und natürlich wird das Verblassen Metias für sie erstmal ein schlechtes Omen darstellen.

Final Fantasy XVI - Jill - .. wird mich weinen sehen
Final Fantasy XVI -  Jill - Niemand ausser den Sternen

Doch dann, als sie mit Torgal an der Reling steht und der Wolf zu heulen beginnt … geht die Sonne auf. Ein neuer Tag bricht an.
Auch hier gilt: Wenn wir den Dialogen zugehört haben, wissen wir, der Sonnenaufgang ist Jills Symbol für Clives Rückkehr. Egal wie dunkel die Nacht war, ihr Licht, Clive, wird am Morgen zu ihr zurückkehren.


Aber warum weint dann Gav?

Final Fantasy XVI - GavJill und Gav wechseln in der Szene kein einziges Wort, uns bleibt daher nur die reine Interpretation.
Für mich ist ziemlich eindeutig, dass Gav Jills Tränen und ihr Herausstürzen aus dem Zimmer so versteht, dass Clive tot ist. Bzw. dass Jill im Gefühl hat, dass etwas mit Clive nicht stimmt.
Er verspricht Eddas Baby, dass seine Generation frei ist, dass ihm die Zukunft offen steht, dank der beiden Cids. Und natürlich symbolisieren das Neugeborene und die Morgendämmerung genau das: neue Hoffnung. Eine neue Zukunft ohne Sklaverei, ohne Magie, ohne Fäule.
Beide Cids haben der Welt einen neuen Morgen geschenkt. Ja, vielleicht hält Gav sie für tot. Und – vielleicht sind sie es? Also, Cid und Cid?
Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Clive mindestens Cid dort an der Küste hat sterben lassen. Er braucht ihn nicht mehr. Die Welt braucht Cid nicht mehr. Cids Traum wurde erfüllt.
Jetzt ist Clive an der Reihe. Sein Leben beginnt jetzt.


Warum heult Torgal?

Final Fantasy XVI - Torgal
Final Fantasy XVI - Howling

Es ist natürlich leicht, anzunehmen, dass Torgal zusammen mit Jill um Clive trauert.
Aber schauen wir uns die Momente im Spiel an, an denen Torgal geheult oder nicht geheult, hat, sieht das ein bisschen anders aus: Er hat nicht geheult, als Cid starb, derjenige, der sich viele Jahre lang um ihn gekümmert hat.
Final Fantasy XVI - nach HauseAber er heult, als Clive und Jill ins neue Versteck zurückkehren. Er heult während der Quest „Der treueste Freund“ die alte Heimat Rosaria an.
Torgals Heulen scheint also weniger Trauer, denn Heimkehr zu bedeuten. Der Ruf nach dem Rudel, dem Zuhause. Ich glaube, er spürt, dass Clive zurückkommt. Er heult den neuen Morgen und die Heimkehr seines Freundes an.


Das Buch und sein Autor

Final Fantasy XVI - Das Buch

Einer der spannendsten – und gleichzeitig offensichtlichsten – Punkte ist das Buch mit dem Titel „Final Fantasy“. Für mich ist es recht eindeutig, dass es nur Clive selbst geschrieben haben kann. Selbst wenn wir alles, was wir bisher besprochen haben, ignorieren, und davon ausgehen, dass Joshua überlebt hat – könnte er dann wirklich der Autor des Buches sein? Immerhin hat Harpokrates ihm bescheinigt, die Gabe der Worte zu besitzen? Einen glänzenden Historiker würde Joshua abgeben! Moment – einen was? Historiker? – Ja, mit Moss selbst hat Harpo Joshuas Arbeit verglichen!
Würde also Joshua, dieser begnadete Historiker, ein Buch schreiben, das sich am Ende als Abenteuergeschichte (für Kinder) entpuppt? Ganz sicher nicht. Alles aus Joshuas Feder wäre wohl eher Geschichtsbuch als Geschichte. Final Fantasy XVI - Harpo über JoshuaEr hätte eine Abhandlung geschrieben, alles historisch aufgearbeitet. Aber er hätte kein „albernes Buch über Magie und Helden“, wie die Mutter in der Post-Credit-Szene es nennt, geschrieben.
Das Gleiche gilt wohl zweifelsfrei für Harpokrates und Vivian Neungarn.

Und ich finde tatsächlich, dass Joshuas Name auf dem Buch den wahren Autor viel klarer eingrenzt, als Clives Name es könnte.
Ganz ehrlich, wer, der als Autor in Frage käme, hätte es geschrieben und es ausgerechnet Joshua gewidmet? Jeder, – einschließlich Joshua selbst! – hätte das Buch doch wohl am ehesten in Clives Gedenken geschrieben, wenn er wirklich gestorben wäre. Der Einzige, der es Joshua gewidmet hätte, ist Clive selbst.
Clive, der schon Wyvern war, der Cid war. Der mit Jill besprochen hat, aus Valisthea wegzugehen, wenn alles vorbei ist. Der damit dann auch „Cid“ hinter sich gelassen hätte. Und vielleicht sogar „Clive“. Vielleicht hat er sein Buch, seine Geschichte, mit Clives bzw. Cids möglichem Tod enden lassen, einfach damit niemand mehr da war, der am Ende „der Geächtete“ sein musste. Final Fantasy XVI - Harpo zu Clive Niemand, der die Verantwortung für alles tragen musste. Er schließt das Kapitel „Cid“ und zieht mit Jill fort. Vielleicht als Clive, vielleicht als Joshua. Er hat gesagt, er wird Joshua immer bei sich tragen. In jedem Fall hätte er Joshua auf diesem Wege ein unsterbliches Vermächtnis geschenkt.

Doch fernab jeder Theorie – gibt es eine Sache, die Clive recht deutlich als einzigen Autor kenntlich macht: Der Buchtitel „Final Fantasy“.

Als Clive diese Worte zu Ultima gesagt hat, war Joshua – selbst wenn er nicht tot gewesen sie sollte – nicht dabei. Der Kampf der beiden spielte auf der anderen Ebene, eine, die ich als mentale gedeutet habe. Joshua kann die beiden nicht gehört haben. Niemand außer Clive selbst weiß, dass er Ultimas Vision als „finale Fantasy“ bezeichnet hat.
In der deutschen Lokalisierung kommt das vielleicht nicht so klar rüber, da natürlich weder die Worte „Final“, noch „Fantasy“ fallen, im Englischen springt es einem quasi direkt ins Gesicht. Aber auch auf bei uns sagt Clive: „Der Einzige, der Fantasien hat, bist du. Und es werden deine letzten sein.“

Final Fantasy XVI - Deine letzte Fantasie

Clive ist der einzige und letzte Zeuge von Ultimas Fantasie. Er ist der Einzige, der diesen Titel für die Geschichte ersonnen haben könnte – sofern wir das Buch nicht als bloße Fiktion abtun wollen.
(Ehrlich gesagt, hätte ich es schöner gefunden, wenn Clive Ultimas Vorwurf „Die Welt, die du willst, ist pure Fantasie!“ angenommen hätte. Dass er diese „letzte Fantasie“ quasi zur Realität gemacht hätte, statt Ultimas Vision als solche zu begraben – aber … just my 2 cent. ^^‘)

Final Fantasy XVI - Stolas FederIch könnte jetzt mehr Hinweise aufzählen. Harpo, der Clive seine Stolas-Feder vermachte und davon sprach, dass alle nur zu gern eine Beschreibung von Clives Erlebnissen aus erster Hand lesen würden. Der Titel der Platin-Trophäe (Der Chronist.). Und nochmal betonen: Clive sprach von „Ende der Reise“ nach seinem vermeintlichen Tod.
Aber der Buchtitel sagt meiner Meinung nach alles aus. Er macht deutlich, dass Clive dem Buch den Titel gegeben haben muss. Und dadurch wird das Ende des Spiels – trotz Joshuas Schicksal – zu einem positiven und hoffnungsvollen.


Ambivalenz

Jetzt kennt Ihr meine Interpretation der Dinge. Ist sie in Stein gemeißelt und unzweifelhaft richtig? Nein, natürlich nicht.
Für mich weist alles darauf hin. Aber gleichzeitig bleibt jedem die Möglichkeit zu hoffen, dass z.B. auch Joshua überlebt haben könnte. Oder dass Final Fantasy XVI nichts als ein fiktiver Roman ist. Das Spiel lässt Dir in weiten Teilen die Freiheit (^^), das darin zu sehen, was du möchtest.

SE macht das nicht zum ersten Mal. Sie lassen vieles absichtlich offen oder mehrdeutig interpretierbar. Regt nicht genau diese Offenheit erst zur Interpretation an? Würden wir uns so viele Gedanken machen, wenn das Ende klar und eindeutig wäre? Vermutlich nicht.

Final Fantasy XVI - Abschied 3Für mich gibt es aber noch einen zusätzlichen Aspekt, weshalb wir am Ende genau dieses Spiels kein explizites Wiedersehen von Jill und Clive zu sehen bekommen. Weshalb es sogar wichtig ist, dass Final Fantasy XVI so endet, wie es endet. Ich glaube, eine persönliche Szene zwischen den beiden, hätte den Fokus der Handlung verrückt. Die Hoffnung auf die Zukunft der Welt und die Auswirkungen, die die Geschehnisse für alle Menschen hatten, überlagert. In Final Fantasy XVI ging es nie (nur) um Clive und Jill. Das Hauptaugenmerk lag auf der Welt und der Gesellschaft. Die beiden Protagonisten mögen unser Anker gewesen sein, unser Grund involviert zu sein, daher sorgen wir uns natürlich um ihre Zukunft. Aber in Hinblick auf ganz Valisthea, wäre auch ihres bloß ein Einzelschicksal. Eine Fokussierung auf das persönliche Wiedersehen der beiden hätte FF16 im Ganzen vielleicht sogar kleiner gemacht …
Oder wie seht Ihr das?

Final Fantasy XVI - Morgengrauen


Final Final Fantasy?

Und jetzt werden wir mal ganz spekulativ:

SE (bzw Naoki Yoshida) hatte zuletzt in einem Interview verlauten lassen, dass Final Fantasy XVI der letzte gezählte Titel der Reihe sein könnte. Das heißt nicht, dass es mit FF zu Ende sein muss, vielmehr, dass kommenden Titel der Reihe in Zukunft – dem Namen nach – mehr in Richtung „Chrystal Chronicles“ oder „Tactics“ oder „Adventures“ oder wasauchimmer gehen könnten.
Es macht Sinn, da die als römische Zahl ausgedrückte 17 als Unglückszahl gilt. (Im Anagramm wird die römische Zahl XVII zu VIXI, was im Lateinischen bedeutet „Ich habe gelebt.“, was im Umkehrschluss heißt: „Ich bin tot“.) Und Teil XVII zu überspringen und mit 18 weiterzumachen … dafür müsste es wohl so etwas wie eine Begründung geben.

Aber mit dem Ende von Final Fantasy XVI … mit dem Ende des Buches „Final Fantasy“ vor Augen, könnte man dies nicht als finalen Abschluss der Reihe betrachten?
„Und hier endete unsere Geschichte …“ – „Doch wo eine Geschichte endet …“ beginnt eine neue. Der Start in eine neue Reihe? „Finest Fantasy“? Ich weiß es nicht. Und es ist auch egal. Wie gesagt, es bloße Gedankenspinnerei.

Final Fantasy XVI - In DirFür mich fühlte sich Final Fantasy XVI tatsächlich nach einem Abschluss an. Nach einem guten, würdigen Ende. Das Buch wurde zugeschlagen.
Das Spiel hat jeden Final Fantasy Teil, der ihm voranging, in irgendeiner Weise geehrt. Es gab Eastereggs aus beinahe allen Teilen. Mid erinnerte mich sogar stark an das Type Zero Design, die Musik war fast immer an bereits bekannte Tracks aus Final Fantasy I, VII, VIII, XIV, XV angelehnt. Die Welt Ivalice ist die Welt, in der bereits mehrere FF-Teile gespielt haben. Und die Geschichte … ja, die Geschichte .. ist wie eine Umarmung der gesamten Reihe. Sie ist die Quintessenz so vieler Reihentitel. Wir retten die Welt vor Zerstörung und Ausbeutung, befreien die Menschheit, Seite an Seite mit unseren Freunden. Wir bestehen gegen Götter und am Ende bricht ein neues Zeitalter an. Da braucht es kaum noch die Aufzählung aller Momente, die wir schon fast genauso in den älteren Reihentiteln miterlebt haben.

Etwas endet, etwas beginnt. So war es schon immer, und es wird immer und immer so weiter gehen.

Final Fantasy XVI - Morgen


DLC

Und schon steht ein DLC im Raum … puh.
Ich bin ja nicht unbedingt ein Fan davon, Dinge fortzusetzen, nur weil sie funktioniert haben. Im Zweifel kann man damit etwas Gutes eher ruinieren, als ihm etwas Sinnvolles hinten dranzuhängen. Vor allem weil das Ende in diesem Fall wirklich rund ist.
Wie sollte eine Fortsetzung aussehen? Was gäbe es zu tun, außer politische Strukturen zu stabilisieren und der Welt das Überleben ohne Magie zu erklären? Wie wollen wir kämpfen ohne Esper und Magie? Schauen wir Clive und Jill bei ihrer Reise in eine neue Heimat außerhalb Valistheas zu? Nein, eine Fortsetzung kann ich mir nicht wirklich vorstellen.

Final Fantasy XVI - Team

Eine Möglichkeit sähe ich darin, Joshuas Weg zu folgen, seine Suche nach Ultimas Ursprüngen. Vielleicht erleben wir Cids Vergangenheit oder gehen noch weiter zurück und werfen einen Blick auf die Geschichte rund um die verschollene Esper Leviathan?

Wie sind Eure Gedanken dazu? Lasst es mich doch wissen :)




10 Gedanken zu „Final Fantasy XVI – Das Ende – (m)ein Deutungsversuch“

  1. Das ist eine Deutung die mir sehr zusagt. Ich habe etwas gebraucht um für mich einige Dinge einordnen zu können. Ich muss sogar gestehen,dass ich erst im zweiten Durchgang die ermüdenden Spielmechaniken,der imposanten Geschichte wirklich unterordnen konnte und damit einen ganz anderen Zugang zu FF XVI bekommen habe.

    Danke für die ausführliche und interessant geschriebene Deutung von dir. Meiner bescheidenen Meinung nach lebt Clive auch noch. ☝😌

  2. Danke für diese tolle Deutung. Habe das Spiel seit ca. zwei Wochen auf Platin. Seither überdenke ich die gesamte Handlung und natürlich das Ende…
    Für mich eines der besten Spiele für die PS5…

    Liebe Grüße

  3. Sehr gerne – und gratuliere zu Platin! Die zweite Runde habe ich leider nicht mehr über mich gebracht ^^‘ Aber wer weiß, vielleicht hab ich ja im nächsten Jahr nochmal Lust auf eine neue Runde ^_^

  4. Habe gestern das Spiel zu Ende gespielt und mir hat das Ende einfach keine Ruhe gelassen. Abgesehen davon, dass ich zum Schluss sehr weinen musste, weil mir die Story und die Charaktere so nahe gingen. Ich finde diesen Teil so sehr gelungen ^^ Seit langem kein so gutes Final Fantasy gespielt! Sehr emotional und packend. Das habe ich von den letzten Teilen etwas vermisst. Ich werde es mit Sicherheit noch ein zweites Mal spielen ^^ Ich hoffe sehr, dass es trotz der Ankündigung, es nicht der letzte Teil sein wird.
    Worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass sich dank deiner Deutung/Review ein paar Fragen meinerseits zum Glück geklärt haben. Bin guter Dinge, dass Clive noch lebt. Hoffe es auf jeden Fall sehr :) Vielen Dank dafür! ^^

  5. Vielen Dank, es freut mich, wenn Du etwas für Dich mitnehmen konntest. :)

    Ja, mich hat FFXVI auch sehr bewegt. Ich glaube auch nicht, dass es wirklich der letzte Final Fantasy Teil sein wird. In dem angesprochenen Interview ging es ja „nur“ um die Zählung der Reihe. Und vor ein paar Tagen hat Yoshi-P in einem Interview gesagt, dass es für Final Fantasy XVII vielleicht Zeit für eine neue, jüngere Riege von Entwicklern sei. Von daher – sehen wir, was kommt. Ich freu mich jetzt erstmal wie Bolle auf Rebirth ^_^

  6. Danke für die Deutung, die insgesamt sehr viel Sinn macht. War nach dem Durchspielen total fertig und traurig aber nun denke ich das Ende ist doch deutlich positiver als befürchtet 😊

  7. FF XVI wohl der beste Teil.
    Dachte echt, das gibt’s nicht, jetzt stirbt Clive und Joshua am Ende.
    Ich musste das Ende nochmal spielen und auf die Details achten, die du hier geschrieben hast.

    Hat geholfen, das positiver zu sehen :_)
    Denke Clive und Joshua leben beide. Clives Hand wird versteinert, aber die Versteinerung hört am Handgelenk auf und ohne Magie kein weiterer Fluch.

    Clive hat die Macht von Ultima, wieso sollte er dann Joshua damit nicht nur heilen sondern auch wieder beleben können.
    Mit so einem Ende komme ich zurecht😅

    Das die Geschichte aus dem Buch ist und die Kinder das in ihrer Fantasie gespielt haben, glaube ich auch nicht, außer der Verfasser wäre ihr Vater oder Onkel ^^ und außerdem hätten sie den Hund Torgal genannt nicht Bahamuth😁

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