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Die folgende Review bezieht sich ausdrücklich auf „Final Fantasy XII – The Zodiac Age“. Wen meine Meinung zur ursprünglichen FF12-Version interessiert, der muss sich mit meinem Ersteindruck begnügen. Ich habe das Spiel damals – als ersten Final Fantasy Teil überhaupt – nicht beendet. Was Zodiac Age in meinen Augen besser gemacht hat, erfahrt Ihr hier:
Zur Story
Wir finden uns in Ivalice wieder, der Welt, die auch schon das Geschehen von Final Fantasy Tactics beherbergte. Dort erleben wir die politischen Irrungen und Wirrungen eines Krieges aus der Perspektive des Waisenjungen Vaan mit, dessen Heimat, das kleine Königreich Dalmasca, unter den Intrigen und Machtspielen der beiden großen Imperien Rozarria und Archadia zerrieben wird. Durch Zufall begegnet Vaan der rechtmäßigen, aber totgeglaubten Königin seines Landes und dem ehemaligen Hauptmann Basch, den jeder für einen Verräter hält. Zusammen mit diesen beiden, seiner Freundin Penelo sowie dem Luftschiffpiraten Balthier und der Viera Fran, gerät Vaan zwischen die Fronten und in das größte Abenteuer seines Lebens …
Zugegeben – neu ist die Geschichte von Final Fantasy XII nicht. Ich wähnte mich oftmals mitten in einem shakespearischen Königsdrama. – Was nicht negativ gemeint ist. Mein größtes Problem war die Perspektive. Vaan und Penelo mögen ja nett sein, haben aber beide nicht das Zeug zu Protagonisten, die eine so komplexe und teilweise etwas trockene Geschichte tragen können. Es dauert eine Weile, ehe dem Spieler klar wird, dass die Geschichte, die Final Fantasy XII erzählt, viel größer ist – und kaum charaktergebunden. Es ist die Geschichte von Dalamasca bzw. ganz Ivalice. Als ich dies verstanden hatte, wurde es leichter, die beiden Jugendlichen auszublenden und mich auf das große Bild zu fokussieren. Und das besteht aus Politik, viel historischer Geschichte und Namen, Namen, Namen.
Obwohl ich persönlich charakter- oder emotionsfokussierte Handlungen bevorzuge, ist es FFXII dennoch gelungen, all das in ein überwiegend spannendes Abenteuer zu verpacken, in dem neben persönlichen Dramen auch Witz und Spielspaß nicht zu kurz kommen.
Das Spiel
Schon als 2003 die ersten Bilder zu Final Fantasy XII erschienen, riefen sie bei mir Assoziationen mit den damals aktuellen Star Wars Prequels hervor. Im Spiel selbst war dieses Gefühl nicht mehr ganz so vorherrschend, dennoch fühlte sich die Welt nie wirklich einzigartig für mich an. Optisch bleibt sie dennoch ein Hammer und kommt in der 2017er-Neuauflage natürlich deutlich besser zur Geltung. Die vielen grafischen Details in den Städten und die eindrucksvollen Videosequenzen entschädigen für die manchmal etwas eintönige Außenwelt mit ihren weiten Wüstenbereichen. Dank der Möglichkeit via L1 die Spielgeschwindigkeit zu erhöhen, lassen sich diese großen und etwas öden Bereiche heute angenehmer passieren.
Die größte Änderung in Final Fantasy XII war 2007 der Abschied von den rundenbasierten Kämpfen. In Echtzeit steuert man in FF12 erstmals nur seine Hauptfigur und überlässt seine Gefährten der KI, die via Prioritäten, sogenannten Gambits, ihre Befehle ausführen. Während dies in der PS2-Version noch eine absolute Katastrophe war (und bei mir dazu führte, dass ich das Spiel genervt abgebrochen habe), funktioniert das Gambit System in The Zodiac Age einwandfrei. Dabei bin ich nicht mehr an Vaan gebunden, sondern kann jeden Charakter zum Anführer bestimmen, und während des Kampfes die Gruppenmitglieder austauschen. Auch die Kamera bewegt sich heute schneller, so dass sich alles rund und ausgewogen anfühlt.
Eine für mich wichtige Ergänzung war die Gebietskarte, die ergänzend zur Minimap erst in The Zodiac Age hinzukam, und mich davor bewahrt hat, mich regelmäßig in den immer gleichen Ecken zu verlaufen.
Die Entwicklung der Charaktere passiert auf dem sogenannten Lizenzbrett, dass im Grunde ähnlich wie das Sphärobrett in Final Fantasy X funktioniert. Jeder Charakter bewegt sich auf einem für seine Jobklasse ausgelegtem Lizenzbrett, kann dort jedoch darauf frei entscheiden, worauf er den Fokus legen will.
Die Sprachausgabe beschränkt sich in Final Fantasy XII zwar noch auf einige wenige Schlüsselszenen und -sequenzen, ist aber zumindest bei den Hauptcharakteren ausgesprochen gut. Alle Charaktere besitzen einen einzigartigen und unverwechselbaren Ausdruck, was mir sehr gefallen hat.
Die Musik stammt größtenteils von Hitoshi Sakimoto, der schon die Musik zu Vagrant Story komponierte. Nobuo Uematsu steuerte das Gesangsstück „Kiss me goodbye“ bei. Für The Zodiac Age wurde der Soundtrack neu von einem Orchester eingespielt und einige Stücke neu arrangiert. Auch wenn der Soundtrack insgesamt nicht zu meinen Favoriten gehört, enthält er dennoch ganz wunderbare und ausdrucksstarke Einzelstücke (The Salikawood ♥), die ich immer wieder gerne höre.
Was eingefleischte FF-Fans vielleicht vermissen könnten, sind echte Minispiele. Kein Blitzball-Ersatz, kein Kartenspiel, kein Kniebeugen und kein Seilspringen. Mir hat es nicht gefehlt, da ich dergleichen in diesem Kriegssetting irgendwie fehl am Platze fände (siehe Final Fantasy 15). Außerdem vermögen die Herausforderungen im Prüfungsmodus, die Handelsaufgaben und die Jagdmissionen sowie viele, viele Nebenaufgaben dennoch viele Stunden zu beschäftigen und über den normalen Spielablauf hinweg zu fesseln.
Insgesamt hat mir The Zodiac Age sehr gut gefallen.
Mein Frust mit dem Original-Release bezog sich vor allem auf das unausgegorene Gambit System, das jetzt in der Neuauflage perfekt funktioniert. Die Geschichte fühlt sich deutlich historischer an, als die der letzten Final Fantasy Teile und ich verstehe jeden, dem die teils langen erzählten Abschnitte, die über die komplexen Hintergründe aufklären, nicht liegen. Auch wer permanente Action bevorzugt, wird mit Final Fantasy XII und seinen oft langen Dialogen wohl eher nicht ganz glücklich werden.
Wer aber eine Welt zu schätzen weiß, die sich realistisch anfühlt und in der nicht alles nur schwarz oder weiß ist, der sollte unbedingt einen Versuch wagen.
Daten und Fakten
Hersteller: SquareEnix
Erstveröffentlichung: 2006 / 2017
Spieler: 1
Plattform: Sony Playstation 2 / 4
Discs: 1
Final Fantasy XII erschien ursprünglich 2006 in Japan für die PS2, aber erst im Frühjahr 2007 in der EU. Die Neuauflage „The Zodiac Age“ kam 2017 weltweit für PS4 und Nintendo Switch auf den Markt. 2018 folgte die Veröffentlichung für XBox One & Windows (auch über Steam).
Im April 2007 bekam Final Fantasy XII zudem eine Fortsetzung: Final Fantasy XII Revenant Wings erschien für den Nintendo DS. Dabei handelt es sich um ein Echtzeit-Strategiespiel, in dem Vaan sich seinen Traum, Luftpirat zu werden, endlich erfüllen konnte, und gemeinsam mit Penelo zu neuen Abenteuern aufbricht.