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Mit „Crisis Core – Final Fantasy VII Reunion“ erschien im Dezember 2022 das aufwändige Remaster des Final Fantasy VII PSP-Only-Prequels aus dem Jahr 2007 für aktuelle Systeme. Ich habe das Original zwar damals gespielt, allerdings nur ein einziges Mal und es hat sich kaum in meinen Erinnerungen festsetzen können. Ich weiß noch, dass es mich damals nicht so sehr gefesselt hat. Vielleicht, weil ich nie ein großer Fan von Handhelds war und daher wenig Freude mit der PSP hatte. Vielleicht auch, weil ich zu der Zeit gar keinen Kopf fürs Zocken hatte – schließlich war ich gerade Mama geworden.
Umso sehnlicher habe ich dem Remaster entgegengefiebert und meinen ersten Playthrough sehr genossen. Aber der Reihe nach:
Zur Story
Gleich vorweg: Crisis Core Reunion ist ein reines Remaster, die Handlung identisch mit der originalen Fassung von 2007. Es gibt keine versteckten Szenen, neue Handlungsstränge oder zusätzliche Enden. Crisis Core, das Prequel zu Final Fantasy VII, bleibt auch in seiner Reunion-Fassung von den Veränderungen in Final Fantasy VII Remake absolut unberührt.
Crisis Core setzt sieben Jahre vor den Geschehnissen von Final Fantasy VII an. Protagonist des Spiels ist Zack Fair, zu Beginn der Geschichte ein Zweite Klasse Soldat des Shinra-Konzerns, der davon träumt, ein „Erster“ zu werden. Die Chance bietet sich, als er seinen Mentor, den 1. Klasse Soldaten Angeal, auf die Suche nach dessen Kindheitsfreund (und ebenfalls 1st Class Soldier) Genesis begleiten soll. Genesis gilt als abtrünnig und soll gemeinsam mit mehreren anderen Soldaten dem Konzern den Rücken gekehrt haben.
Dieser Auftrag ebnet Zack nicht nur den Weg zum Erste Klasse Soldaten, er führt ihn in die Schatten und Abgründe des Shinra Konzerns. Wir erleben den Fall und den Aufstieg von Helden, schauen hinter manch verborgene Tür des Megakonzerns und sind mit dem legendären Sephiroth auf Du und Du. Immer wieder kreuzen alte, neue Bekannte unseren Weg: Wir treffen Aerith und natürlich Cloud, aber auch Yuffie, Tseng und die anderen Turks. Wir sind hautnah dabei, wie die Krise unaufhaltsam seinen Lauf nahm …
Insbesondere die erste Hälfte der Geschichte ist relativ sprunghaft erzählt. Man ist erst hier, plötzlich da, dann dort. Zack kämpft Seite an Seite mit einem Freund, dann gegen ihn, nur um sich gleich darauf wieder an dessen Seite und dann im erneuten Konflikt zu befinden. Es ist nicht leicht, einen logischen roten Faden in der Handlung auszumachen. Die Charaktere und ihre Beweggründe sind zu undurchsichtig, teils oberflächlich, teils verworren erklärt. Doch wir erfahren Interessantes aus der Vergangenheit aller Elite-Soldaten und manches über die Welt von Final Fantasy VII.
Wer nachvollziehbare Charakterentwicklung sucht, ist in diesen ersten Kapiteln falsch. Es lässt sich aber darüber hinwegsehen, da es einfach Spaß macht, mit dem „Welpen“ Zack – und das ist er wirklich! – durch die Gegend zu laufen, und den Irrungen und Wirrungen in den Beziehungen zwischen Shinra und den drei großen Helden Sephiroth, Angeal und Genesis zu folgen.
In der zweiten Hälfte verändert sich die Erzählart. Immer mehr sickert die Essenz, die Tragik und Düsternis, von Final Fantasy VII ins Geschehen. Wir dürfen Zacks und Aeriths erste Begegnung und die weitere Entwicklung der beiden miterleben, begegnen endlich Cloud und sehen durch Zacks Augen, was in Nibelheim wirklich geschah. Alles danach ist hochemotional und führt uns geradewegs zum Anfang von Final Fantasy VII. Auch wenn einige Abschnitte etwas überzogen und theatralisch sind – der Humor kommt nicht zu kurz und so schafft es Crisis Core Reunion auf unterhaltsame Weise, eine dramatische Geschichte zu erzählen.
Das Spiel
Während die Handlung von Crisis Core Reunion sich nicht von der des Originals unterscheidet, wurden Grafik, Kampfsystem und Benutzeroberfläche ordentlich aufpoliert. Auch der Soundtrack wurde neu abgemischt und die Sprachausgabe komplettiert. Jede noch so kleine Nebenrolle hat jetzt eine eigene Stimme und die handlungstragenden Charaktere wurden von den aktuellen Sprechern ihrer Rollen in englischer und japanischer Sprache komplett neu eingesprochen. Ich finde es perfekt gelungen, auch wenn viele insbesondere dem alten Zack-Sprecher nachtrauern.
Eine deutsche Sprachausgabe gibt es für CC-Reunion nicht, dafür gut lesbare Untertitel.
Das größte Upgrade hat das Spiel in puncto Grafik erfahren. Die Ingame-Figuren erhielten neue 3D-Modelle mit HD-Texturen und könnten geradewegs dem Remake entsprungen sein. Daneben wirken die vorgerenderten Videosequenzen, die aus dem Originalspiel beibehalten wurden, auf dem großen Bildschirm etwas verwaschen, die Charaktere manchmal flach und steif, was meinen positiven Gesamteindruck aber nicht schmälert. Unfassbar großartig wurde das Design der Remake-Summons auf Crisis Core übertragen. Die Aufrufsequenzen sind ebenso bombastisch anzuschauen wie die aufgemotzten Kampf-und Magieeffekte, die das Spiel optisch auf die Höhe der Zeit katapultieren.
Die Spiel- und Kampfmenüs wurden denen in Final Fantasy VII Remake angepasst, sind intuitiv zu bedienen und bieten genügend Übersicht. Die Kamera macht genau das, was sie soll.
Auch das verbesserte Action-Kampfsystem kann deutlich punkten. Es ist heute schnell und flüssig und manch Kritikpunkt des Originals, wie die plötzlichen und unausweichlichen Mega-Attacken der Gegner, wurde angepasst und so abgeändert, dass Zack besser darauf reagieren kann.
Das DBW (Digitale Bewusstseinswellen – ehemals DMW Digital Mind Wave) Slot-System ist erhalten geblieben, steht aber weniger im Vordergrund und fügt sich natürlich in die gesamte Kampfmechanik ein, statt sie zu überlagern. Die Infos sind schnell verstanden, die Befehle rasch ausgeführt. Und wenn man die eingeblendete Sequenz nicht sehen möchte, kann man sie heute einfach per Knopfdruck überspringen. Statt Euch die Zügel wie ein lästiger Zufallsgenerator aus der Hand zu nehmen, bringt das DBW heute unfassbar viel Tempo und Abwechslung in die Kämpfe. Es lässt Euch z.B. ohne MP-Verbrauch Magie wirken, ermöglicht starke Limits und Summons, zeigt Erinnerungen aus Zacks Leben, die ganz schön ans Herz gehen können, – oder bringt Euch zum Lachen, wenn der Chocobo ins Bild schreitet.
Zugegeben, der Spielauflauf ist sehr linear und fühlt sich gerade zu Beginn mehr wie ein Film an, der für kurzes Knöpfchendrücken, unterbrochen wird. Was anfangs irritiert, fällt im späteren Verlauf weniger ins Gewicht, insbesondere, da man bald an jedem Speicherpunkt haltmachen und sich um die schier endlosen Missionen kümmern kann. Das Spiel kann seine Handheld-Herkunft in diesem Punkt nicht verleugnen. Doch hat man sich erst einmal daran gewöhnt, weiß man die kurzen Abschnitte mit den ständigen Speichermöglichkeiten durchaus zu schätzen.
Nahezu jedes Kapitel des Spiels bietet neben der Haupthandlung weitere Nebenaufgaben. Es gilt Spione zu enttarnen, Kniebeuge-Meisterschaften zu gewinnen, und natürlich müsst Ihr Aerith zeigen, dass Ihr den perfekten Blumenwagen für sie bauen könnt. Außerdem könnt Ihr in der Stadt ein paar verrückte Fans treffen, die die 1. Klasse Soldaten wie Popstars verehren. All das bietet kurzweilige Abwechslung von den linearen Handlungsabläufen.
Zu beachten ist, dass man in einige Spielbereiche nicht zurückkann, wenn man sie erst verlassen hat. Wenn Ihr also im Spielverlauf etwas übersehen oder vergessen habt, dann lässt es sich in der Regel auch nicht nachträglich erledigen. Dazu ist dann ein kompletter, zweiter Spieldurchlauf (New Game +) nötig.
Auch wenn es auf der einen Seite schade ist, dass sich die meisten Gebäude in den Städten nicht betreten lassen, um z.B. zu shoppen, so ist es auf der anderen Seite auch praktisch, dass sich alles über das Menü erledigen lässt. Ihr empfangt eure E-Mails, shoppt Tränke oder versucht Euch am Fusionieren von Materia, um besonders starke Neukreationen zu erschaffen.
Die 300 Missionen, die Euch in kleine, schlauchartige Level führen, in denen Ihr z.B. Schatzkisten sammeln könnt und gegen einen Endgegner bestehen müsst, sind zwar optional, machen aber einen Großteil des Spiels aus. Wer hier up to date ist, hat keine Schwierigkeit mit den starken Gegnern in der Haupthandlung. Auch wenn Ihr die besten Rüstungen und stärksten Materias haben wollt, kommt Ihr nicht umhin, diese Aufgaben in Angriff zu nehmen.
Insgesamt hat mir Crisis Core Reunion sehr viel Spaß bereitet. Besonders im Hinblick auf das Remake führte es mir Aspekte der Geschichte, die ich nicht mehr so 100%ig auf dem Schirm hatte, wieder lebendig vor Augen, was mir sehr gefallen hat. Dass die Geschichte teilweise etwas sprunghaft und überzogen ist, ruft zwar dann und wann ein nervöses Augenzucken hervor, aber im großen Gesamtbild kann ich ihr das verzeihen.
Das Spiel ist eine großartige Ergänzung zum Final Fantasy VII Universum, mit spannender Handlung, die viele Hintergründe liefert, und liebenswerten Charakteren. Für Final Fantasy VII Fans uneingeschränkt zu empfehlen. Darüber hinaus bietet das RPG zwar für jeden kurzweiligen Spielspaß, im Handlungsverlauf könnten aber jene, die mit Final Fantasy VII nicht vertraut sind, durchaus etwas verloren sein.
(Diese Review bezieht sich auf Crisis Core Reunion aus dem Jahr 2022.)
Daten und Fakten
Hersteller: SquareEnix
Erstveröffentlichung: 2007 / 2022
Spieler: 1
Plattform: PSP / PS4, PS5, Steam
Discs: 1
Crisis Core erschien 2007 in Japan für die die PSP, die Veröffentlichung in NA und der EU folgten 2008.
Die Neuauflage Crisis Core Reunion kam am 13.12.22 weltweit auf den Markt, diesmal für PS4, PS5, Nintendo Switch, PC (via Steam), XBox One und XBox Series.
CC Reunion kommt mit einer japanischen sowie einer englischen Sprachausgabe. Untertitel sind in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch und Japanisch vorhanden.